Nebenkosten beim Hausbau: Welche Kosten fallen wirklich an?

Wer ein Haus baut, denkt zunächst an die reinen Baukosten: Material, Handwerker, Ausstattung. Doch schnell zeigt sich, dass diese nur einen Teil der Gesamtausgaben darstellen. Ein erheblicher Anteil entfällt auf Nebenkosten beim Hausbau, die je nach Region und Bauweise zwischen 10 und 20 Prozent der Gesamtsumme ausmachen.

In diesem Artikel erklären wir ausführlich, welche Nebenkosten anfallen, wie hoch sie im Durchschnitt sind und welche Besonderheiten es beim Fertighausbau gibt.

1. Grunderwerbsteuer – Pflicht beim Grundstückskauf

Beim Erwerb eines Grundstücks fällt die Grunderwerbsteuer an. Je nach Bundesland beträgt sie zwischen 3,5 und 6,5 % des Kaufpreises.

Beispiel:

  • Grundstückspreis: 100.000 €
  • Steuer (z. B. NRW mit 6,5 %): 6.500 €

👉 Tipp: Wer Haus und Grundstück in einem gemeinsamen Vertrag kauft, zahlt die Steuer auf die Gesamtsumme. Es lohnt sich, die Kosten sauber aufzuschlüsseln.


2. Notar- und Grundbuchkosten

Ohne Notar kein rechtsgültiger Kaufvertrag. Zusätzlich fallen Gebühren für die Grundbucheintragung an.

  • Durchschnittlich: 1,5–2 % des Kaufpreises
  • Beispiel: Grundstück 100.000 € → ca. 1.800 €

3. Erschließung und Hausanschlüsse

Ein großer Posten sind Erschließungskosten (Straßen, Gehwege, Beleuchtung) sowie Anschlusskosten (Strom, Wasser, Abwasser, Gas, Telekom).

  • Erschließung: 5.000–15.000 €
  • Hausanschlüsse: 10.000–20.000 €

👉 Wer ein voll erschlossenes Baugebiet kauft, spart hier oft bares Geld.


4. Baugenehmigung und behördliche Gebühren

Für jeden Neubau ist eine Baugenehmigung erforderlich.

  • Kosten: 0,5–1 % der Bausumme
  • Beispiel: Baukosten 300.000 € → 1.500–3.000 €

Hinzu kommen Vermessungen, Lagepläne oder Umweltgutachten.


5. Architekten- und Planungskosten

Bei individuellen Massivhäusern entstehen Architektenhonorare nach HOAI.

  • Typisch: 10–15 % der Baukosten
  • Beispiel: Baukosten 300.000 € → 30.000–45.000 €

Bei Fertighäusern übernimmt meist der Anbieter die Planung, trotzdem können Zusatzkosten entstehen, wenn Anpassungen gewünscht sind.


6. Versicherungen in der Bauphase

Sicherheit ist Pflicht (siehe Versicherungen beim Hauskauf):

  • Bauherrenhaftpflicht: 100–300 €
  • Bauleistungsversicherung: 300–800 €
  • Feuerrohbauversicherung: oft gratis bei späterem Abschluss einer Wohngebäudeversicherung

7. Außenanlagen und Garten

Viele Bauherren vergessen Außenanlagen – doch auch diese kosten.

  • Terrasse, Einfahrt, Pflasterung: 5.000–15.000 €
  • Garten, Bepflanzung, Zaun: 5.000–15.000 €

Realistisch: 10.000–30.000 € insgesamt.


8. Innenausstattung und Sonderwünsche

Bodenbeläge, Fliesen, Sanitärobjekte oder eine hochwertige Küche treiben die Kosten in die Höhe.
👉 Dafür sollte man einen Puffer von 5–10 % der Baukosten einplanen.


9. Finanzierungskosten

Auch die Finanzierung kostet:

  • Bereitstellungszinsen bei Verzögerungen
  • Gutachterkosten der Bank
  • Gebühren

Mehrere Tausend Euro können hier zusätzlich anfallen.


🔨 Besonderheiten beim Fertighausbau

Ein Fertighaus wirkt auf den ersten Blick oft kalkulierbarer, da Anbieter Festpreise für Hausmodule nennen. Doch auch hier fallen zahlreiche Nebenkosten an:

1. Transport und Montage

  • Fertighäuser werden per LKW angeliefert und mit Kränen montiert.
  • Kosten: 2.000–5.000 €, je nach Grundstück und Zufahrt.

2. Bodenplatte oder Keller

  • Viele Fertighausangebote enthalten nur die Bodenplatte.
  • Bodenplatte: 10.000–20.000 €
  • Keller: 30.000–60.000 €

👉 Immer prüfen, was im Festpreis enthalten ist!

3. Innenausbau

Nicht jedes Fertighaus ist „schlüsselfertig“.

  • Ausbauhaus: Eigenleistungen nötig
  • Professioneller Innenausbau: 20.000–40.000 €

4. Anschlüsse und Nebenkosten

Hausanschlüsse sind fast nie im Festpreis enthalten:

  • 10.000–20.000 € zusätzlich

5. Außenanlagen

Wie beim Massivhaus enden Fertighausangebote am Haus.

  • Terrasse, Carport, Garten: 10.000–25.000 €

🏡 Fazit: Nebenkosten realistisch kalkulieren

Die Nebenkosten beim Hausbau sind nicht zu unterschätzen. Ob Massiv- oder Fertighaus: Ohne Puffer droht eine Finanzierungslücke.

👉 Faustregel: 15–20 % der Baukosten zusätzlich einplanen.

Beispiel Fertighaus:

  • Hauspreis schlüsselfertig: 250.000 €
  • Nebenkosten (20 %): 50.000 €
  • Gesamtkosten: 300.000 €

Mit sorgfältiger Kalkulation, klaren Angeboten und einem Sicherheitspuffer bleiben Bauherren auf der sicheren Seite.