Was ist ein Fertighaus?

Ein Fertighaus ist der Bezeichnung entsprechend ein Wohnhaus, das in Teilen vorgefertigt wird, sodass diese Teile nach Lieferung an die Baustelle vor Ort montiert und zu einem Haus zusammengesetzt werden. Mehrheitlich werden Fertighäuser in der Leichtbauweise hergestellt. Dabei bestehen die einzelnen Teile des Hauses aus Holzrahmen, die mit verschiedenen Materialien stabilisiert, gefüllt und verstärkt werden. Die Leichte des Werkstoffs Holz ermöglicht dabei eine sichere Lieferung von der Herstellung bis zur Baustelle, wo die Teile zum Fertighaus zusammengesetzt werden. Etwas seltener sind Fertighäuser in Massivbauweise. Hier werden die Teile aus massiven Stoffen wie Beton, Betonstein oder dem Leichtbeton Blähton hergestellt. Die zusätzliche Robustheit eines massiven Fertighauses schlägt sich allerdings auch auf den höheren Preis für das Bauprojekt nieder. 

Die Herangehensweise ein Haus in Teilen vorzubauen und erst anschließend zur Baustelle zu transportieren hat in Deutschland eine lange Tradition und geht auf das klassische Fachwerkhaus zurück. Ähnlich wie beim heutigen Fertighaus wurde auch das Fachwerkhaus in Teilen vormontiert und erhielt dadurch seine charakteristische Fassade im Rautenmuster. Fachwerkhäuser haben sich über die Jahrhunderte als besonders widerstandsfähige Wohnhäuser etabliert und ebneten damit den Weg für ihre kostengünstigeren, modernen Nachfolger. 

Ein wesentlicher Vorteil dieser Art des Hausbaus war es, dass Menschen auch in rohstoffarmen Gebieten siedeln konnten, wie zum Beispiel an Küstenstreifen oder auf Inseln. Neben Rohstoffknappheit boten in Teilen vorgefertigte Häuser aber auch bei schnell wachsender Population oder Neubesiedelungen vielen Menschen schnell ein sicheres Zuhause. 

In Deutschland wurden Fertighäuser dem herkömmlichen Hausbau besonders nach dem Zweiten Weltkrieg vorgezogen. Nach der großflächigen Zerstörung von deutschen Städten brauchten viele Menschen schnell neue Wohnhäuser. In der Nachkriegszeit war die Nachfrage nach Fertighäusern groß – so groß, dass sogar Versandhäuser günstige Fertighäuser vertrieben. Dabei wurden die Fertighaus-Teile aus Skandinavien bezogen. 

Aufgrund der hohen Beliebtheit, aber des einheitlichen Aussehens und des Materials bei schneller Produktion, wurden die Fertighäuser der 1960er-Jahre mit der Zeit mit einem negativen Ansehen behaftet. Die Nachkriegs-Fertighäuser aus Holz hatten der deutschen Bevölkerung zwar schnell einen sicheren Wohnort geboten und sich insbesondere durch ihre Sicherheit bei Erdbeben ausgezeichnet, doch auf dem Markt fühlte man sich nur durch den herkömmlichen Hausbau bei der individuellen Gestaltung des Eigenheims bestätigt. Diese Haltung festigte sich bis zur Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschlands und der DDR. Nach 1989 stieg die Nachfrage an Fertighäusern als Einfamilienhaus wieder. In einigen Bundesländern, so etwa in Baden-Württemberg, hat sich das Fertighaus inzwischen wieder durch seine Bauweise etabliert und nimmt heute einen bedeutenden Marktteil ein. So ist fast jedes fünfte Haus im Jahr 2020 in Deutschland ein Fertighaus. 

Trotz der vorgefertigten Hausteile stehen Ihnen bei Ihrem Fertighaus nahezu alle Gestaltungsmöglichkeiten offen. Anders als bei einem Massivhaus, bei dem Sie monatelang lediglich Pläne und Architektenskizzen haben, um sich Ihr neues Zuhause vorstellen zu können, haben Sie bei einem Fertighaus die Chance dieses vor dem Kauf zu besichtigen. In so genannten Musterhausparks können Sie sich die unterschiedlichsten Fertighäuser ansehen und entscheiden, welcher Haustyp am besten zu Ihren Wünschen passt. Die Auswahl reicht dabei von gemütlichen Bungalows über Ikonen der Architektur, wie ein Kubushaus, bis hin zu Luxushäusern. Der Vielfalt ist hier nahezu keine Grenze gesetzt. 

Auch in puncto Nachhaltigkeit sind Fertighäuser gefragt: Dank des nachwachsenden Rohstoffs haben Fertighäuser aus Holz einen geringeren Energiebedarf als Massivhäuser und zeichnen sich damit durch eine gute Ökobilanz aus. Ganz gleich ob als Paar mit Wunsch nach einem Eigenheim oder als Bauherr eines Mehrfamilienhauses, Ihr Fertighaus kann aufgrund seiner Eigenschaften in Bezug auf Bauweise und Energiebedürfnisse durch die Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) zu einem förderungswürdigen Effizienzhaus werden. 

Ein weiterer Vorteil von Fertighäusern ist die fristgerechte Umsetzung. Weil Sie sich für ein Fertighaus entscheiden, ist die Bauzeit Ihres Eigenheims so kurz wie möglich und Sie können sich auf den im Vorhinein vereinbarten Termin zur Schlüsselübergabe voll und ganz verlassen. Bei Massivhäusern kommt es oft zu Verzögerungen im Bau oder unvorhergesehene Kosten machen das Bauprojekt teurer als zuerst vermutet. Nicht so bei Fertighäusern: Sie können sich in einem Musterhaus von der Qualität und den Eigenschaften Ihres Fertighauses überzeugen und haben so nicht nur eine klare und anschauliche Vorstellung von Ihrem neuen Zuhause, sondern auch die Garantie, dass Ihr Haus genau so umgesetzt wird. Sie vereinbaren einen Festpreis für Ihr Wunschobjekt und können sich sicher sein, dass Sie nur zahlen, was Sie tatsächlich möchten. 

Die Nachteile bei Fertighäusern halten sich verhältnismäßig gering. In manchen Fällen können Fertighäuser hellhöriger sein als vergleichbare Massivhäuser. Allerdings ist zu beachten, dass Schallschutz ungeachtet der Bauweise zu prüfen ist und so auch bei Fertighäusern verordneten Normen entsprechend eingehalten werden kann. Die Investition für den Fertighausbau ist geringer, jedoch ist es möglich, dass Fertighäuser einen geringeren Widerverkaufswert erzielen. Sie sollten sich also bereits im Vorhinein im Klaren sein, welchen Wert Ihre Immobilie durch die Ersparnis bei Bauzeit und -kosten mit den Jahren verlieren kann. 

Ein Fertighaus ist aber nicht nur eine lukrative Möglichkeit für Familien ein kostengünstiges und energieeffizientes Eigenheim zu bauen, sondern beweist mit der langen Historie dieser Bauweise auch eine lohnenswerte Beständigkeit. Beim Kauf und Bau eines Fertighauses müssen Sie sich nicht nur auf Pläne verlassen, sondern können in aller erster Linie ein Haus kaufen, das Sie bereits besichtigt haben. Als freistehendes Einfamilienhaus wie auch als Doppelhaus beweisen Fertighäuser einen großen Reichtum an Varianz und Anpassungsfähigkeit für nahezu jede Grundstücksart und Vorliebe eines Architekturstils.

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