Das Fertighaus ist heute aus den Städten und Wohnsiedlungen in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Dabei steht es oft für bezahlbaren Wohnraum von variabler Qualität. Häufig wird die Fertigbauweise mit dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg verbunden, aber sie geht auf eine wesentlich längere, historisch bewährte Bauweise zurück.
Selbstverständlich hat sich die Bauweise von Fertighäusern mit der Zeit zum bekannten Modell entwickelt, das sich vor allem durch eine kurze Bauzeit auszeichnet. Das simple Grundprinzip eines Fertighauses ist aber schon mehrere Jahrhunderte alt. Schon im 17. Und 18. Jahrhundert gewannen vorgefertigte Hausteile an Popularität, da sie leicht zu transportieren waren und so eine schnelle Umsiedlung garantierten. Gerade bei der Besiedlung der so genannten Neuen Welt war es Seefahrern und Pionieren möglich rasch in Nordamerika Fuß zu fassen und in kürzester Zeit den Kontinent zu besiedeln.
Das Fachwerkhaus als Vorgänger des Fertighauses
Als ein Wahrzeichen für beständige Architektur hat das Fachwerkhaus in Deutschland seinen festen Stellenwert. Diese traditionellen Häuser sind in Europa seit dem späten Mittelalter beliebt und zeigen sich auch über Jahrhunderte hinweg als widerstandsfähige Gebäude. Die Bauweise geht dabei noch weiter in der europäischen Geschichte zurück: Bereits in der Antike erbauten die Menschen Häuser, indem sie erst einen Skelettbau aus Holz errichteten und anschließend die Zwischenräume mit Lehm, Stroh oder Mauerwerk gefüllt haben.
Das Fachwerkhaus ist aus den deutschen Altstädten nicht mehr weg zu denken, so ist es wenig verwunderlich, dass sich heute Menschen immer noch wünschen solche beständigen Häuser zu bauen. Allen Vorurteilen zuwider sind ausgerechnet Fertighäuser am nächsten mit Fachwerkhäusern verwandt. Wenn auch heute der Bau eines Fachwerkhauses eine große finanzielle Investition ist, basiert jedes Fertighaus genau auf demselben Prinzip – allerdings wesentlich günstiger.
Ähnlich wie bei einem Fertighaus besteht das Fachwerkhaus aus vorgefertigten Teilen, die an Ort und Stelle zusammengesetzt werden. Im ersten Schritt wird ein Skelett aus Holz errichtet. Die waagrechten Holzbalken und Querbalken bilden dabei das markante Erscheinungsbild der Hausfassade. Anschließend werden die Zwischenräume mit Mauerwerk gefüllt und erzielen so auch gute Dämmwerte.
Schnell, sicher, stilvoll: Geschichte des modernen Fertighauses
Die Anfänge moderne Fertighäuser stammen aus den USA in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo die ersten Siedler des mittleren Westens schnell Wohnraum brauchten. Die Besiedlung der mittleren und westlichen US-amerikanischen Staaten war unter anderem der Bauweise von Fertighäusern zu verdanken. Die praktische Bauweise fand dann ihren Weg über den Atlantik nach Europa. Es dauerte in Deutschland aber bis in die 1920er Jahre, bevor der moderne Fertighausbau auch hier einen Markt fand. Die Begründer der Architektenschule Bauhaus nahmen das Konzept an und entwickelten es ihren Vorstellungen nach weiter. Ihre Idee war es, eine standardisierte Serienfertigung von Häusern zu ermöglichen, der es aber nicht an architektonischer Raffinesse mangelte. Die Häuser sollten in jeder Hinsicht funktional sein und gleichzeitig der gradlinigen Architektur des Bauhaus-Stils folgen. Diese Kombination sollte Wohnraum bieten, der gleichermaßen für jedermann bezahlbar und ästhetisch war.
Fertighäuser beschleunigten den Wiederaufbau vom Nachkriegs-Deutschland
Nach dem zweiten Weltkrieg bestand der Gedanke an günstigen und architektonisch anspruchsvollen Wohnraum nicht mehr. Die Zerstörung Deutschlands bedeutete für die Überlebenden des Kriegs in erster Linie Wohnungsmangel. So sehr der Anspruch an stilistische Architektur in diesem Moment in den Hintergrund gerückt war, überzeugte das Fertighausprinzip aber mit der schnellen und preiswerten Bauweise. Die Fertighäuser der Nachkriegszeit wurden aus Holz gefertigt und boten durch das Material eine Reihe an Vorteilen. Der Rohstoff machte die Teile des Fertighauses leicht, aber dennoch beständig. Zusätzlich erwiesen sich diese Häuser besonders bei Erdbeben als sicher. Die kurze Bauzeit und die Zusammensetzung nach dem Baukastenprinzip ermöglichten es vielen Familien sich ein Eigenheim leisten zu können.
Die Bauweise der Fertighäuser war so attraktiv für die deutsche Bevölkerung der Nachkriegszeit, dass sie bis in die 1970er Jahre zur beliebtesten Art des Hausbaus in Deutschland zählte. Sogar große Versandhäuser hatten Fertighäuser in ihre Kataloge aufgenommen und so zur Popularität dieser beigetragen. Trotz der negativen Vorurteile zur „Billigbauweise“ und einem leichten Einbruch des Marktes nach der Wiedervereinigung, behaupten sich Fertigbauhäuser auch heute noch durch ihre Vorteile bei der Planung des Eigenheims.
Kein Haus von der Stange: Moderne Fertighäuser nach Wunsch
Heute ist ein Fertighaus weit mehr als ein Haus aus dem Katalog. Die Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung eines Fertighauses sind fast unendlich und erfüllen so jeden Wunsch eines Hausbauers. Ob moderner Bungalow oder klassisches Einfamilienhaus, ein Haus der Fertigbauweise bedeutet heute längst nicht mehr einen uniformen Anblick. Sie können sich von der Qualität und Individualisierbarkeit von Fertighäusern in Musterhäusern überzeugen und können so Ihr Wunschhaus direkt in jedem Detail betrachten.